21: Wölfe aus der Sicht eines Schäfers

Shownotes

Wie kommen die Schäfer eigentlich mit dem Wolf klar? Alles, was man so hört, klingt eher nicht nach friedlicher Koexistenz, sondern nach ganz viel "geht nicht, wollen wir nicht, haben wir früher auch nicht so gemacht, sind wir dagegen". Tatsächlich ist die Ablehnung des Wolfes in Hobbyschäferkreisen weit verbreitet. Ein Großteil vor allem der Berufsschäfer, von denen man leider wenig hört, hat längst aber einen Weg gefunden, sich mit der Rückkehr der Prädatoren zu arrangieren. Konsequenter Herdenschutz ist nicht nur wissenschaftlicher Konsens, sondern auch umsetzbar und damit alltagstauglich auf dem Weg zu einem friedlichen Miteinander mit dem Wolf. Es wurde Zeit, dass ein Schäfer im Podcast zu Wort kommt. In dieser Folge begrüßen Sabine und Matthias Thomas Rebre, der in der niedersächsischen Göhrde, inmitten mehrerer Wolfsterritorien, mit 500 Heidschnucken und Ziegen im Einklang mit der Natur wirtschaftet und seine Schäferei betreibt. Er hat keine Herdenschutzhunde und schützt seine Tiere ausschließlich mit Strom. Rebre hat einen riesigen Mehraufwand durch den Wolf und schimpft manchmal auch über ihn. Alles in allem sieht er den Wolf aber positiv und hat Respekt, wie er sich als Art wieder durchsetzt. Der Erfolg gibt im Recht. 39 Nutztierübergriffe hat es im Gebiet um die Göhrde herum gegeben – bei Thomas Rebre nur drei in zehn Jahren. „Wenn du willst, dann geht es“, und „Wolfsabschüsse bringen gar nichts", weiß der Wanderschäfer. Die Wölfe hier kennen seine Schafe und wissen, dass sie maximal geschützt sind. Rebre geht mit gutem Beispiel voran. Viele weitere werden ihm hoffentlich bald folgen.

Der Wolfspodcast ist eine Produktion von Sabine Sebald

Kontakt zur Redaktion:

info@derwolfspodcast.de

Redaktion: Sabine Sebald und Matthias Kays

Technik und Produktion: Thomas Ganswindt

Cover-Design und Foto: Matthias Kays

Sprecher: Steffen Schambach

Eine große Bitte vom Team des Wolfspodcasts: Wenn ihr den Verdacht habt, dass jemand aus eurem Umfeld illegal Wölfe jagt, wendet euch hier anonym an das Projekt wildLIFEcrime:

https://wildlifecrime.info/

Oder über diese kostenlose Telefonnummer: 0800 - 1020 340

Nach Redaktionsschluss dieser Folge hat der EuGH Grundsätze für den Abschuss von Wölfen festgelegt. Demnach dürfen sie nur im absoluten Ausnahmefall abgeschossen werden, wirtschaftliche Gründe allein reichen dafür nicht immer aus. Schutzmaßnahmen haben ausdrücklich Vorrang vor Abschüssen, auch wenn sie hohe Kosten verursachen. Hier nochmal zum Nachlesen:

https://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf?text=&docid=288146&pageIndex=0&doclang=de&mode=req&dir=&occ=first&part=1&cid=2170690

Nun zu den Links zur aktuellen Episode:

Hier lest ihr mehr über Thomas Rebre:

https://www.lueneburger-heide.de/natur/sehenswuerdigkeit/4867/amelinghausen-heidschnucken.html

Wie lassen sich Nutztierübergriffe durch Wölfe nachhaltig minimieren? – Eine Literaturübersicht mit Empfehlungen für Deutschland:

https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-65745-4_9

Beruf Schäfer:in:

https://berufsschaefer.de/

https://www.fr.de/ratgeber/karriere/wie-werde-ich-schaefer-in-zr-90823412.html

Beratung und Unterstützung für Weidetierhaltende und Herdenschutzberatende:

https://www.herdenschutz.dvl.org/

Der Wolf und die Weidetierhaltung - Deichschäfer Stefan Erb berichtet von seinen Erfahrungen:

https://www.youtube.com/watch?v=_07BaJdaB8I

Von Schafen und Wölfen - Maßnahmen zum Herdenschutz vom NABU:

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/wissen/19712.html

FAQ – Wölfe in Deutschland - die wichtigsten Fragen und Antworten vom NABU:

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/wissen/15812.html

Kommentare (2)

Udo Zimmermann

Hallo ihr Zwei, Danke für die wieder hörenswerte Episode. So traurig es ist, dass Schäfer, die Herdenschutz betreiben leider kaum hör- und lesbar sind aus uns bekannten Gründen, so zeigt sich auch, wie wichtig solcher Schutz ist.....und das ohne Alternative flächendeckend. Abgesehen von Mobbing etc gefährden die Verweigerer durch ihr vorsätzliches Nichtstun und strafbares konditionieren und anfüttern ihre eigenen Berufskollegen. Ich würde mir wünschen dass euer heutiger Gast und seine positiv handelnden Kollegen da lauter werden gegen diesen " Antiwolfsumpf" von Verweigerern, Lobbyisten und Politikern, darunter leider auch ein Teil von Grünen. Denn ich befürchte dass diese sich auch vom neuen EUGH Urteil nicht überzeugen lassen. In Österreich haben sie das Urteil in diesen Kreisen bereits weggewischt, wir machen weiter mit unserer Abschusspolitik. Da nimmt man lieber hohe Strafzahlungen in Kauf. Aber das kennen wir bei uns ja leider, grade in Bezug auf Natur- und Artenschutz auch nur zu gut. Wünsche euch eine erholsame Sommerpause.

Guido Meyer

Hallo Ihr Zwei, wie immer eine tolle informative und sehr wichtige Episode. Eine aus meiner Sicht aber wichtige Ergänzung gerade zum Einstieg Eurer Folge ist folgende. Die Herdenschutzhunde müssen nicht für den Tourismus "gefährlich" sein. In den entlegenen Höhen der Abruzzen reicht es völlig wenn die Hunde mit den Schafen leben und ihrer Verteidigungsaufgabe nachkommen. An unseren Küsten ist mehr erforderlich, dort müssen die Hunde die Schafe hüten und Touristen außerhalb ihres Territoriums ignorieren. Das Territorialverhalten bedarf der Ausbildung, die "Zaunsicherheit" ist dann gefragt. Ein Drogenhund ist auch kein Drogenhund nur weil er angeleint in der Hand eines Polizisten im Flughafen verweilt. Die Hunde können ihr Territorialverhalten innerhalb des Zaunes ausleben, aber das Geschehen außerhalb ignorieren, das wäre dann die Zaunsicherheit. Anbei eine Doku dazu: https://www.ardmediathek.de/video/die-nordreportage/bodyguards-fuer-schafe/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS8xMzE4XzIwMjItMDQtMDEtMTUtMDA Weiterhin viel Erfolg 🙋‍♂️ Herzlichst Guido

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