63: Der Zustand der Wolfspopulation in Deutschland: Teils günstig, teils unbekannt?
Shownotes
Der Wolfspodcast meldet sich aus der Sommerpause mit einer Sonderausgabe. Am 31.Juli 2025 wurde offiziell bekannt, was die Bundesregierung der EU-Kommission in Sachen Erhaltungszustand des Wolfs übermittelt hat. Der Bericht unterscheidet erstmals die biogeografischen Regionen von Deutschland. In der Atlantischen Region – also vom Emsland bis zum Niederrhein – ist der Erhaltungszustand des Wolfs jetzt offiziell „günstig“, während für die Kontinentale Region die Bewertung noch aussteht. Dabei sieht die FFH-Richtlinie ganz klar eine bundesweite und vor allem wissenschaftliche Gesamtbewertung vor. Ein weiterer Skandal ist, dass das Bundesamt für Naturschutz (BfN) nach Auswertung aller wissenschaftlichen Monitoring-Daten der Bundesländer in einem Fachgutachten zu dem Ergebnis kommt, dass der Wolf in Deutschland noch lange nicht im grünen Bereich ist. In 12 von 16 Bundesländern sind Wölfe sogar immer noch echte Seltenheiten. Doch warum geht Deutschland plötzlich eigene Wege und ignoriert Wissenschaft und Gesetz? Steckt politischer Druck dahinter? Zu Gast in dieser Folge ist Ines. Sie arbeitet seit 30 Jahren in einer Bundesbehörde und verfügt über weitreichende Kontakte und Einblicke. In ihrer Freizeit ist sie ehrenamtlich im Natur- und Artenschutzbereich tätig. Mit Expertise, Erfahrung und Weitblick ordnet sie die Geschehnisse ein. Offen spricht sie darüber, wie wissenschaftliche Fakten einfach ignoriert werden und rechtsstaatliche Prinzipien und das europäische Artenschutzrecht untergraben werden. Fazit: Die Zukunft des Wolfes in Deutschland ist mehr als ungewiss.
Der Wolfspodcast ist eine Produktion von Sabine Sebald
Der Podcast wird ehrenamtlich aus eigenen Mitteln produziert
Kontakt zur Redaktion:
Redaktion: Sabine Sebald
Technik und Produktion: Thomas Ganswindt
Cover-Design und Foto: Matthias Kays
Sprecher: Steffen Schambach
🔴 Link zum Spendenaufruf für die Klage vor dem EuGH gegen die Änderung der FFH-Richtlinie:
🔴 Links zu den Seiten vom Bundesamt für Naturschutz (BfN):
Hier werden alle Fragen zum Thema FFH-Bericht und günstiger Erhaltungszustand beantwortet. Außerdem findet ihr dort eine super aufbereitete kartographische Darstellung der biogeographischen Regionen in Europa.
Link zum nationalen FFH-Bericht, unten auf der Seite der Link zum Article 17 web tool. Dort erscheinen dann die Daten, die Deutschland an die EU-Kommission geliefert hat:
https://www.bfn.de/nationale-ffh-berichte
Thema Schweden. In der Zeile Canis lupus/Spalte FRP steht der Referenzwert 300. Alle Parameter sind grün. Danach hat der Wolf in Schweden einen günstigen Erhaltungszustand. Dies entspricht jedoch nicht der Wahrheit:
Hier eine Studie zum tatsächlichen Zustand der Wolfspopulation in Schweden, die bereits funktional ausgestorben ist:
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/mec.16802
Was heißt "funktional ausgestorben"?
Der Begriff „funktional ausgestorben“ bezeichnet in der Populationsbiologie den Zustand einer Art, bei der zwar noch einzelne Individuen oder Kleingruppen existieren, die Population jedoch nicht mehr in der Lage ist, sich langfristig selbst zu erhalten oder ihre ökologische Funktion im jeweiligen Lebensraum zu erfüllen.
Im Fall des Wolfs (Canis lupus) spricht man von einem funktionalen Aussterben, wenn die verbleibende Population in einem geografischen Gebiet:
keine stabile Reproduktion mehr zeigt,
genetisch isoliert ist (fehlender oder zu geringer Genaustausch),
unter einer kritischen Populationsgröße liegt (unterhalb der sogenannten MVP – „Minimum Viable Population“),
und ihre Schlüsselrolle im Ökosystem nicht mehr wahrnehmen kann (z. B. Regulierung von Beutetierpopulationen).
In diesem Zustand ist die funktionale Auslöschung einer Art ein Vorstadium des endgültigen Aussterbens, da die Population zwar biologisch noch existiert, aber ökologisch und evolutionär als verloren gilt, sofern keine geeigneten Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
🔴 Und hier ein sehr guter Beitrag in der Brussel Times warum die Untätigkeit der EU-Kommission so gefährlich ist:
🔴 Alle wichtigen Informationen und Studien zum Wolf; besonders relevant die Populationsgefährungsanalyse:
https://www.bfn.de/suche?k=Wolf
🔴 Links zu den wichtigen EuGH-Urteilen:
Urteil C-629/23 vom 12.6.25 Estland:
Urteil C-436/22 vom 29.07.2024 Spanien:
C-342/05 Urteil vom 14. Juni 2007 :
Urteil C-601/22 vom 11.07.2024 Tirol (Österreich):
C‑674/17 vom 10.10.2019:
🔴 Link zum Kontakt BMUKN & Kontaktformular, Bundesumweltminister Carsten Schneider, Staatssekretär Jochen Flasbarth:
https://www.bundesumweltministerium.de/buergerservice/kontakt
oder
oder
Die aktuelle Pressemitteilung:
Im Bericht der Bundesregierung zum Erhaltungszustand Wolf ist zu lesen, dass für die kontinentale Region eine fachgerechte Bewertung nachgemeldet wird. Hierzu muss man wissen, dass alle wissenschaftlichen Daten ja bereits vorliegen. Das BfN bzw. die Bundesländer haben im Rahmen des Wolfsmonitorings fachlich basierte Daten geliefert. Was hier in Wirklichkeit sehr wahrscheinlich in der Zwischenzeit gemacht werden soll, ist willkürlich politisch festgesetzte Referenzwerte in die Zustandsbewertung einsickern zu lassen um dann auch für die kontinentale Region den günstigen Erhaltungszustand zu erklären. Ganz nach schwedischem Vorbild. In Wirklichkeit ist es jedoch so, dass der günstige Erhaltungszustand des Wolfes in Deutschland noch lange nicht erreicht ist. Es ist aufgrund der akuten Bedrohungslage laut Wissenschaft viel wahrscheinlicher, dass der Wolf in Deutschland nie einen günstigen Erhaltungszustand erreichen wird.
Was ihr jetzt tun könnt? Schreibt doch einfach mal einen schönen handgeschrieben (natürlich freundlichen und höflichen) Brief an den Minister und den Staatssekretär.
An Herrn Bundesumweltminister Carsten Schneider und/oder Herrn Staatssekretär Jochen Flasbarth
Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit Postfach 12 06 29 53048 Bonn
oder
Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit 11055 Berlin
🔴 Kontakt zur EU-Kommission, Generaldirektion Umwelt - Umweltkommissarin Jessika Roswall (Sie ist by the way Schwedin….):
cab-roswall-contact@ec.europa.eu
Weitere Info und Kontaktmöglichkeiten:
https://commission.europa.eu/about/organisation/college-commissioners/jessika-roswall_en
https://commission.europa.eu/about/departments-and-executive-agencies/environment_en?etrans=pl
Christiane Müller-Schmolt
‧Hanno Pilartz
‧MP
‧EW
‧HK
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